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Ernies Enkel
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Wandertour in Willingen
September 2017
Autor: Hartwig Brettschneider

"Hallo Dieter, leider mussten wir Deine Abwesenheit bedauern, als auch jene von Dok. Gerd und Thomas von Lüdenscheid.
Hier erfährst Du aber sofort die wahren Begebenheiten der Wanderungen um Willingen aus der Übersicht von 776 HM (
Bild Übersicht auf Willingen) , nämlich aus fünf Fenstern der DAV- Hütte am Ettelsberg.
Andere Erzählungen für die Nachwelt können schon deshalb nur unzureichend sein, weil in den Tallagen kein Durchblick möglich war: Da wälzten sich tags und nachts massenweise Touristen aus aller Welt durch Strassen, Diskotheken und Gasthäuser im Dunstschleier des Raucherqualms. Luftkurort!? Zum Lachen. Willingen (in Hessen) hat eine Sondergenehmigung für Qualmer! Winni und ich (Hartwig) hatten glücklicherweise die Hütte mit vorsorglich zehn Plätzen gebucht, die ich schon immer einmal kennenlernen wollte ( 2 x 4 Ü. o.-F. für Selbstversorger, WC in Sonderhütte in 20m Sicherheitsabstand, zus. 48,-€).
Suppermischi, Karsten, Yogi, Ecki,  und Olaf residierten mit Frühstück, Warmduschen, Schwimmbecken und Wasserwirbel für Wanderer derweil im "Willinger Hof" (550 HM!). Wiederholungswanderer von 2015 unterstrichen. Ich ahne warum.
-Du kannst den Bericht selbstverständlich in der gewohnt diskreten Art in das www-Netz stellen, da niemand "diskriminiert" (herabgesetzt) oder namentlich genannt wird.-

Mit Winni -alias Lothar Huber- hatten wir zur Ausnutzung von Höhenlage und "Luftkurort" einen Tag davor und danach hinzugefügt. Wegen meiner besonderen DAV-Verbindungen zum Hüttenwirt wurden wir kurz vor Einbruch der Finsternis bis vor die Hütte gefahren.
Warum? Winni hatte einen Koffer in noch zulässigen Maßen für Flixbus (Einzelfahrt DO-Willingen 9,-€) mitgerollt, die der Frau des Hüttenwirts deftige Bemerkungen entlockte. Übrigens: Die Hütte wirst Du nicht finden, auch auf Google Earth nicht. Versteckt und zugewachsen.
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Glücklicherweise hatte Klaus aus MS die Hütte schon vorgeheizt und sich als Trainer für Jugendmannschaften in Hiltrup vorgestellt, sodass der Abend gelaufen war. Ich weiss nicht mehr, ob ich von der Flut der genannten Fussballgötter, vom Jägermeister oder vom Rotwein schwindelig wurde und einschlief. Nachts hörst Du nahezu nichts, allenfalls Rauschen in den Baumkronen. Entgegen meiner Hoffnung, es gäbe noch Petroleumlampen wurden Kabel mit Leuchten eingebaut. "Kabel" vorher dazu: "Du kannst ja die Sicherung rausdrehen".

Da sich nach unserem Spaziergang auf den Kahlen Asten 2012  nur Yogi und Olaf für eine weitere Wanderung entschlossen hatten, haben Winni und ich vorsorglich alle anderen vom Bahnhof abgeholt, um sie von Theken abzulenken. Wir hatten uns getäuscht. Kaum war das Hotel bezogen kam die Frage: "Wo ist Eure Hütte?" Und dann gings los: Karsten, Yogi und Ecki vorne weg im strammen Schritt mit ca. 7 KM/h bergauf von 550 HM auf 776 HM. Das hat sich dann in zwei Tagen nicht geändert. Muskelkater inbegriffen. Man wollte Olaf abhängen, obwohl er in diesem Jahr schon Gold (Sportabzeichen) gemacht hatte. Haha. Winni hatte keine Probleme, da er mit Langstreckenläufen heimlich trainiert hatte und ich zur Sicherheit für mich meine Gehhilfen (Nordic-walking-Stöcke) bereithielt.
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Die Höhenmessung von Eckis Universaluhr, die auch zum Messen aller Art, Standortbestimmung, wahrscheinlich auch zum Fotografieren, Telefonieren u.s.w. und als Seifenspender geeignet ist, gab eine Höhe von etwa 678 m an, was nun zu einer Neuvermessung des Sauerlands führen wird. Die Wirkung des hütteneigenen Jägermeisters konnte die Messung noch nicht vernebelt haben.
Reines Quellwasser der Hütte wurde kaum angerührt (Quelle nach 300m). Nach der Hüttenrast rasten wir weiter über den Ettelsberg (838 HM), W6, W5, W1 (
Bild Wegweiser) und so weiter zur Mühlenkopfschanze: 700 HM - 6 Mio. €, 35.000 Zuschauerplätze, Weltcup 02.02.2018. Während die mutigen mit Aufzug die Kanzel der Schanze erfuhren wollte ich Winni mit Ersatzstöcken Nordic Walking beibringen.  Nach drei Anläufen gab ich auf. Das war so vergeblich, als würde Herbert Knebel das Jonglieren für Zirkus Krone erlernen. Das belustigte Grinsen von Olaf habe ich leider nicht fotografier
Der Rückweg mit 138 HM Aufstieg mal eben über den Ettelsberg legten die drei Musketiere Karsten, Yogi und Ecki in gleicher Geschwindigkeit zurück wie vorher abwärts, wobei sie sich noch munter was zu erzählen hatten. Die zweite Reihe mit Olaf, Supermischi und Winni konnte noch den Windschatten nutzen, was mir wegen des erforderlichen Sicherheitsabstands für die Gehhilfen nicht gelang. Supermischi liess sich einige Male sorgend zurückfallen, um zu sehen, wie weit mir die Zunge heraushing.

Auf dem Ettelsberg wurden wir alle mit 0,5 l Bier entschädigt und einem Schauspiel, was nur in Willingen zu erleben ist: Unmittelbar neben scheinbar unberührter Heidelandschaft (Bild mit Weg und Heidekraut) schafft eine Gondelbahn ab 9 Uhr morgens massenweise Touristen auf den Berg, die sich dann in Rudeln um Siggis Hütte (Ettelsberghütte) kreisförmig ausdehnen, saufen, vereinzelt verhalten gröhlen oder singen und dann vom Hüttenwirt kurz vor 17 h wieder vom Berg gejagt werden, damit möglichst keine Flaschen und Gäste liegenbleiben (Bild Siggis Hütte)-.  Die Gesichter zum grossen Teil fröhlich und entspannt. Auch bei den Frauen. Olaf etwa so: " Das verläuft alles friedlich. Keine Schlägereien." Mir war völlig klar, dass die Überlebenden aus den verrauchten Tallagen tagsüber zum Luftholen auftauchen mussten. Die Wirkung der Höhenluft muss aber noch Weiteres bewirken, was mir erst in Hagen klar wurde.
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Nach gemeinsamem Schmaus im Brauhaus drängten wir uns durch mehrere Diskotheken mit grausamer Musik. So: "Rumms, rumms - Bumms oder in der Variante Bumms, bumms - Rumms". Ich konnte Winni knapp vor Erstickung oder geistiger Abwesenheit (Selbstaufgabe) retten und oberhalb des Wilddiebs auf 675 HM wiederbeleben. Ohne Taxi (6,-€) hätten wir diese Höhe nicht mehr erreicht.

In der wohnlichen Hütte dehnte sich die Zeit fast unermesslich aus. Lebenswege, Erfolge und Katastrophen wurden ausgiebig ergründet und mit abnehmendem Rotweinpegel in der Flasche einfache Lösungen für sämtliche Probleme gefunden. Dabei habe ich den Rauchmelder geprüft, der unverzüglich ansprang nachdem die Holzscheite auf dem Herd genügend Hitze eingefangen hatten. Dazu gehört der Mut, diese Ablagefläche zur Holztrocknung auszuwählen und dann zu vergessen. Da ich am Vortag mein Händi  (Ecki: "Ach ein Klapphandy") ausser Betrieb gesetzt hatte mussten wir am nächsten Morgen rechtzeitig mit Rauchzeichen -Bild- unsere Verspätung auf dem Ettelsberg ankündigen, was im Tal jedoch nicht wahrgenommen wurde. Wir hätten „mit Decken“ (Ecki) hantieren müssen. Die gab es zwar reichlich in der Hütte, aber Winni wollte nicht aufs Dach.
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Am Samstag führte unser Wanderführer auf Wunsch zur Niedersfelder Hochheide -NSG, ein Tipp von unserem Hüttenbewohner Klaus, der mit seinem Bergrad alles im Umkreis abgeradelt hatte. Beginnende Heideblüte auf rostbraunen bis orangenen Feldern, später violett (?) wird von wenigen Sträuchern unterbrochen. Weite Flächen verbreiten friedliche Ruhe. Baumfreie Weite von Wald begrenzt,  Entspannung, Natur. Man bleibt stehen und geniesst und/oder fotografiert (Bild).

Mit sicherer Orts- und Kartenkenntnis fand Karsten den Clemensberg mit 838 HM (Bild Clemensberg). Fantastische Fernsicht über den Diabas-Steinbruch nach Süden. Schliesslich landeten wir in der bewirtschafteten Hochheide Hütte. Unterwegs trafen wir noch fünf Eingeborene (Hessen) mit denen lockere Gespräche aufkamen. Den Rückweg hatte Karsten so geschickt ausgewählt (W4), dass wir an sämtlichen Bächen solange auf und abwärts wanderten bis kurz vor der Köhler Hütte -die müsste von Dir sein oder?- hinter uns eine schwarze Wand bedrohlich aufzog. Mir fiel blitzartig Sodom und Gomorra ein. „Nicht mehr umdrehen“ dachte ich und konnte gerade noch Gummipfoten für Asphalt auf meine Stöcke stecken. Wir hatten uns zwar nichts zu Schulden kommen lassen und regelmäszig bezahlt, waren aber nur sieben statt zehn erforderliche Gerechte, um Willingen und uns zu retten (-Gen 10-32-). Bevor sich der Himmel jedoch entladen konnte erreichten wir den schützenden Willinger Hof. Hatten wir doch Karsten als Wanderführer.
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Winni und ich zogen uns auf den Berg zurück, in die Hütte in der es keine Zeit gab. Wir klärten die restlichen Probleme des "Erdkreises" (siehe auch "Wir sind Papst" -Bild), hielten die Menschheit in "Die Farm der Tiere" (Weltliteratur von George Orwell,1945,  9,- € als Taschenbuch) bereits  für hinreichend erklärt und leerten im übrigen den Jägermeister vollends.
Die Rückfahrt mit Flixbus, erst kleiner dann grosser Bus, in Richtung Amsterdam (!?) lud in Winterberg noch einige merkwürdige jüngere Fahrgäste ein. Einer mit Melone, einer um die dreissig mit verklärtem Blick ins Unendliche und eine sehr dunkelhäutige (vormals Negerin), dralle, junge Frau, die dermaßen nach muffigem Gully stank, dass wir uns freiwillig zehn Reihen zurücksetzten. Sie liess mehrfach einen Apfel in den Gang kullern, um beim Aufheben ihren riesigen blanken Arsch zur Schau zu stellen, der bis zur halben Kimme unübersehbar war. (Wegen "Negerin" nach neuem NetzDG v.7. Sep.2017 diese Passage bitte nicht bei facebook kommunizieren). Wir haben dennoch Dortmund pünktlich erreicht. Von Carla wurde ich herzlich, ich meine auch sehnsüchtig, empfangen. Sie fragte mich heute morgen am Tag der Wiedervereinigung, den 3. Oktober 2017: " Hui! Wo steht die Hütte nochmal?" Hier für alle: Hüttenwart "Hagener Hütte" in Willingen / Rudolf Horstmann / T: 05632 - 96 88 23 / rudolfhorstmann@t-online.de"
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Gestaltung: didi, Herdecke Oktober 2017
Für den Inhalt lehne ich jede Verantwortung ab.